Aktuelle Situation auf
Schweizer Festivalbühnen
Ich habe Acts der sieben grössten Festivals 2018 ausgewertet. Dazu zählen das «Openair Frauenfeld», «Gampel», «Openair St.Gallen» und «Zürich Openair» sowie das «Paléo» in Nyon, das «Greenfield Festival» in Interlaken und das «Gurtenfrestival» in Bern.
Auswertung:
Es wurden sämtliche Acts der Festival-Line-up’s ausgewertet. Dj’s und Djane’s inbegriffen. Ausgenommen sind lediglich Komiker*innen, Poetry-Slam-Artist*innen und klassische Orchester. Acts, die nicht dem männlich oder weiblich Geschlecht zugeordnet werden konnten, wurden nicht mitgezählt.
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Act-Verhältnis 2018
Wieso ist Das Gefälle beim «Openair Frauenfeld» und «Greenfield Festival» so gross?
Das «Openair Frauenfeld» ist das grösste Hip-Hop-Festival Europas und das «Greenfield Festival» ein Rock-Festival mit Acts aus den Genres Metal, Punk und Alternative Rock. Niklaus Riegg, Ressortleiter der Kulturförderung Stadt Zürich im Bereich der aktuellen Musik (Jazz, Pop und Rock) sowie ehemaliger Booker des «Blue Balls Festivals» in Luzern, erklärt sich dies so:
Act-Verhältnis 2018 insgesamt
mögliche Gründe für den gender gap
Folgende mögliche Ursachen wurden bei Diskussionen* am häufigsten genannt:
Es fehlt an der frühen Förderung im Kindesalter durch Eltern und Schule.
Es liegt daran, dass viele immer noch diese Stereotypen der Mädchen, die mit Puppen spielen und gerne singen, vor Augen haben. Jungs dagegen beschäftigen sich mit Spielzeugautos und toben sich am Schlagzeug oder der E-Gitarre aus.
Frauen stellen sich nicht gerne in den Vordergrund, trauen sich weniger zu und können sich schlechter vermarkten.
*SMA presents: Hat die Schweizer Popmusik ein Frauenproblem?, GENDER, WHO CARES?! | m4music 2018
Rollenfindung
Die Rollenfindung beträfe nicht nur die Musik, meint die Berner Rapperin Steff la Cheffe. Es gehe auch um den Vaterschaftsurlaub, um die Frauen in der Wirtschaft, der Politik, ja sogar in der Bibel.
Wäre eine FrauenQuote einE mögliche Lösung?
Jennifer Jans, Leiterin B-Sides Festival
Das B-Sides Festival ist bis anhin (Stand Januar 2019) das einzige Schweizer Festival, welches sich der «Keychange Initiative»* angeschlossen hat.
Niklaus Riegg, Ressortleiter der Kulturförderung Stadt Zürich im Bereich der aktuellen Musik (Jazz, Rock und Pop)
Davor war Niklaus Booker des «Blue Balls Festival» in Luzern.
Steff la Cheffe, Rapperin aus Bern
Dany Hassenstein, Booker des grössten Schweizer Festivals Paléo in Nyon
*Die PRS Foundation aus England will mit der internationalen «Keychange Initiative» bis 2022 ein 50:50-Verhältnis zwischen Frauen und Männern auf Musikbühnen erreichen.
Headliner
Die Bands, welche in den ersten paar Zeilen auf einem Plakat stehen, die das Line-up sozusagen «anführen», nennt man Headliner. Headliner sind Künstler oder Bands, die angeblich am meisten Publikum anziehen. «Headliner könnte man viel bewusster setzen, das würde längerfristig etwas ändern», ist sich Niklaus Riegg von der Kulturförderung Stadt Zürich sicher:
Förderung - sich Vernetzen, AusTauschen und voneinander Lernen
Eine frühe Förderung - bereits im Kindesalter - sei wichtig, waren sich bei den obgenannten Paneldiskussionen* diverse Vertreter*innen der Musikbranche einig. Auf Erwachsenenstufe gibt es vor allem zwei Vereine, die sich stark für eine Förderung von Frauen in der Schweizer Musikszene einsetzen. In den Bereichen Jazz, Rock und Pop ist das der Verein «Helvetiarockt». Er berät, vermittelt und gibt Workshops. «Les Belles de Nuit» fördert und vernetzt Frauen und andere Minderheiten in der elektronischen Musik- und Kulturszene.
Ich freue mich über Rückmeldungen und Anregungen.
Alle Bilder und Videos © Céline Werdelis